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Es stand nun also für uns fest: Ein knappes Jahr Zeit, ein Referendariat beenden, ein Jahr Papa-Kind Zeit im noch-Zuhause, ein Auto (finden und) ausbauen, ein Haus verkaufen und eine rieeeesige Vorfreude über diesen Zeitraum aushalten.
Für uns war ziemlich schnell klar, dass unser neues Haus auf Rädern in einem Mercedes Sprinter entstehen soll. Noch ohne Kind war unser echtes Traumauto für einen Ausbau ein VW T5. Klar, auf kleinem Raum schlafen und durch die Gegend Reisen haben wir in Mikrotrips und dem bis jetzt wunderschönsten Urlaub - einem Roadtrip durch Süddeutschland in einem Skoda Oktavia - erprobt und können wir, aber zu dritt ohne Stehhöhe in unterschiedlichen Klimazonen und mit Kinderwagen etc. schien uns das dann doch etwas zuuuu eng.
Also begannen wir groß zu denken. Wie wahrscheinlich alle mit dem Plan ein Fahrzeug auszubauen, verschafften wir uns auf den typischen Automobil-Websites erst einmal einen Überblick über die unterschiedlichen Modelle, die Zustände, in denen Sprinter angeboten werden und den damit verbundenen Preisspannen. Jede freie Minute nutzen wir, um über das Auto und den Ausbau zu sprechen. An einem Abend gingen wir zum Einschlafen mit unserer Sprotte in der Trage spazieren, als wir zur Frage kamen, wie unser Auto eigentlich heißen soll. Sprottis Antwort war: „wuuu“. Das war damals das Wort, welches synonym für fahren, drehen und bewegen in Verbindung mit Fahrzeugen genutzt wurde. Wir schauten uns an, lachten, stellten fest, dass das ja schon total passt und beschlossen mit den Worten „warum nicht“, dass das der Name unseres Autos sein wird. Es passt ja auch ziemlich gut. Wir werden damit fahren, unser Leben wird sich einmal komplett drehen und was wir ja auch irgendwie Leben ist in Bewegung zu bleiben. Ein Name, der anfangs ehrlich gesagt noch etwas ungewohnt war, wurde schnell in unseren Sprachgebraucht implementiert. Also gingen wir jetzt nicht mehr nur auf die Suche nach irgendeinem Auto, sondern auf die Suche nach unserem wu und spezialisierten die Suche nach einem Gefährt. Wir haben uns nach der Marktrecherche entschieden, dass wir über das Junge Sterne Programm von Mercedes Benz einen Sprinter suchen und kaufen wollen. Wir waren zwar vertraut mit Gebrauchtwagen - hatten beide schon gebrauchte Autos. Allerdings waren die meist in unseren Familien ausrangiert worden oder dienten als Dienstwagen in Firmen, in denen Familienmitglieder arbeiteten. Es war also vom Gefühl her immer `ne ziemlich sichere Sache. Im Fall des Kaufs eines Gebrauchtwagen, ohne verlässliche Infos über den Zustand und Garantie, hatten wir eher Bauchschmerzen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass wir damit eine große Reise mit Kind machen wollen. Also suchten wir über die jungen Sterne einen Sprinter. Uns war nicht von Beginn an klar, welches der vielen Modelle wir denn nehmen werden, nur, dass wir einen ab 2018er Baujahr (907) und mit Hochdach haben wollen, damit wir entspannt drin stehen können. Zusätzlich war uns wichtig, dass wir auf gängigen Parkplätzen von der Länge in eine Parklücke reinpassen. Zumindest dann, wenn es noch einen Grünstreifen hinter dem Bordstein gibt. Auch, wenn ein Transporter mit Überlänge für uns vom Wohnraum zu dritt deutlich komfortabler wäre, wog das Argument mit den Parklücken mehr. Unser Kompromiss war dann die Länge zwei anstelle der eins und so kristallisierte sich heraus, dass wir nach einem Sprinter im L2H2 Segment schauten. Aber auch wenn man das weiß, sind da noch die Zahlenkombinationen, die Infos über das zulässige Gesamtgewicht und die Leistung des Autos beinhalten. Und da ging es bei uns auch hin und her zwischen 314 und 317. Ehrlicherweise sind wir am Ende beim 317er hängen geblieben, weil es ein Angebot gab, das für uns sowohl vom Preis als auch von der Ausstattung gepasst hat.
Dieser Prozess vom ersten Suchen, zum Finden bis zur tatsächlichen Abholung hat knap 3 Monate gedauert. Die größte Zeit des Wartens war die vom Interesse am Fahrzeug bekunden bis zur Abholung. Da haben wir hauptsächlich … einfach … nur … gewartet. Das hat sich wirklich sehr gezogen und das auszuhalten hat viel Kraft gekostet, uns aber auch gezeigt, dass wir uns in diesen mühsamen Situationen echt gut auf uns verlassen können. Irgendwie schafft immer einer von uns nicht in der Frustration zu versinken und uns an anderer Stelle wieder in die Handlung zu bringen. Haben dann zum Beispiel angefangen unser Holz aus unserem Holzlager zu schleifen und zuzuschneiden, damit wir endlich mal wieder was mit den Händen anstatt mit dem Kopf umsetzen konnten. Denn, wenn die Pläne nicht umgesetzt werden können und im Kopf bleiben, fühlt sich das für uns an wie stehen bleiben, auch wenn wir natürlich in der Planung faktisch immer wieder weiter gekommen sind. Und da wären wir schon beim nächsten Learning: Pläne sind auch ein Prozess. Manchmal ist es gut warten zu müssen, weil Ideen Zeit bekommen sich zu entwickeln und zu wachsen. Manches was uns am Anfang unserer Überlegungen total sinnvoll und innovativ erschien, war drei Recherchen später schon gar nicht mal mehr sooo gut. Jetzt in der Retrospektive sind wir als ungeduldige Menschen, die am liebsten Sachen, die sie gut finden, sofort umsetzen wollen, doch sehr dankbar für die Wartezeit, da wir - wie sollte es auch anders sein - zum jetzigen Zeitpunkt, abgesehen vom Standort des Betts - die Aufteilung des Innenraums komplett verändert haben. Dieser Weg wurde uns dank der vielen Menschen, die schon ihre Autos zum Camper umgebaut haben und den Mut hatten ihre Erfahrung irgendwo im Internet zu teilen, etwas erleichtert. So haben wir viele Optionen gesehen und konnten daran immer wieder mit unseren Vorstellungen, dem Einsatz und dem Budget abgleichen, was wir übernehmen, ähnlich gestalten oder ganz weglassen wollen.
In den letzten Tagen des Oktober 2024 war es dann endlich soweit. Voller Vorfreude machten wir uns mit dem Zug auf den Weg zu Alex' Eltern nach Bamberg, damit Alex am nächsten Tag unser Auto in Augsburg abholen konnte. Wir waren so aufgeregt. Alex hat auf dem Rückweg zu Sprotte und mir noch einen Kindersitz aus einer Kleinanzeigen Anzeige eingesammelt und so konnten wir, nachdem Alex zurück in Bamberg war, sofort die erste kleine Fahrt machen. Musste danach beim Anblick unseres wus kurz weinen vor Glück, weil die Erfüllung unseres Wunsches jetzt immer greifbarer wurde. Sprotte war auch nur noch schwer aus dem Kindersitz rauszubekommen und wir hörten an diesem Tag noch sehr oft die Worte „Auto wu“. Zum Glück wurde der Wunsch schnell erfüllt und es dauerte nicht mal 24 Stunden und wir stiegen voller Glücksgefühle wieder in unser wu ein und tuckerten zurück nach Berlin.
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